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Klassische Lernansätze

Klassische Lernansätze

Klassische Lernansätze und die Dominanz der linken Gehirnhälfte

Klassische Lernansätze in Schule und Ausbildung basieren größtenteils auf den Funktionen der linken Gehirnhälfte. Diese ist, vereinfacht gesagt, zuständig für logisches Denken, Sprache, Analyse, Zahlenverarbeitung und lineares, schrittweises Vorgehen. Lernmethoden, die sich auf diese Fähigkeiten konzentrieren, betonen Faktenwissen, Wiederholung, sprachliche Kodierung und strukturierte Problemlösung.

Merkmale klassischer Lernansätze

  1. Sprachzentrierter Unterricht
    In traditionellen Bildungssystemen erfolgt der Wissenstransfer überwiegend durch Sprache – sei es in mündlicher (Vortrag, Diskussion) oder schriftlicher Form (Texte lesen, Zusammenfassungen schreiben). Diese Methoden fördern besonders das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte.
  2. Lineares Lernen und Logik
    Lernprozesse folgen oft einer linearen Struktur: Thema A wird vor Thema B unterrichtet, Regeln werden nacheinander eingeführt, Aufgaben folgen festen Mustern. Diese Form des Lernens betont logisches Denken und schrittweise Analyse.
  3. Faktenorientierung und Wiederholung
    Vokabeln lernen, Jahreszahlen auswendig lernen oder mathematische Formeln wiederholen – klassische Lernformen setzen auf Drill und Wiederholung, um Informationen im Langzeitgedächtnis zu verankern. Dabei wird auf systematisches Einprägen und Abrufen gesetzt – ebenfalls eine Domäne der linken Gehirnhälfte.
  4. Bewertung durch standardisierte Tests
    Leistung wird häufig durch Tests und Prüfungen gemessen, bei denen logisches Denken, sprachliches Ausdrucksvermögen und mathematische Kompetenz im Vordergrund stehen. Diese Bewertungsformen bevorzugen linkshirnig geprägte Denkweisen und können kreative, bildhafte oder intuitive Leistungen benachteiligen.

Grenzen dieser Ansätze

Obwohl klassische Lernmethoden für bestimmte Inhalte – etwa Grammatik, Mathematik oder analytisches Schreiben – gut geeignet sind, lassen sie andere Formen des Wissens und Lernens oft unberücksichtigt. Die rechte Gehirnhälfte, die u.a. für Kreativität, bildhaftes Denken, ganzheitliches Erfassen und emotionale Intelligenz verantwortlich ist, bleibt in vielen traditionellen Bildungskonzepten unterfordert. Dadurch werden Schüler:innen, deren Stärken eher in diesen Bereichen liegen, oft nicht angemessen gefördert.

Fazit

Klassische Lernansätze spiegeln ein rationalistisch-analytisches Verständnis von Bildung wider, das stark auf die Funktionen der linken Gehirnhälfte ausgerichtet ist. Diese Methoden haben sich in vielen Bereichen bewährt, stoßen jedoch zunehmend auf Kritik, da sie die Vielfalt menschlicher Lern- und Denkweisen nur unzureichend abbilden. Eine ausgewogenere Didaktik, die auch kreative, intuitive und emotionale Aspekte einbezieht, gilt heute als zukunftsweisend.